„Wir haben uns in eine Sackgasse manövriert: Öl oder Atom“, sagte Latif. Nach der Katastrophe in Fukushima sei der Ölunfall im Golf von Mexiko völlig aus den Medien verschwunden. Beides seien Risiko-Technologien: „Man hofft immer, dass nichts passiert“. Entsprechend schlecht sei man vorbereitet: „Es hat Monate gedauert, bis das Loch im Meeresboden geschlossen war.“ Um Öl zu fördern, müsse man in immer größere Meerestiefen oder unbekannte Gebiete vordringen. Er könne sich auch vorstellen, dass die Erderwärmung manchen Regierungen und Unternehmen „ganz gelegen“ komme, vermutete Latif: „Wenn das Eis am Nordpol erst einmal geschmolzen ist, kommt man leichter an die Bodenschätze dort.“
Das Verbrennen von fossilen Energieträgern trage zu 80 Prozent zum Anstieg der CO2-Konzentration bei. Dabei sei das eine völlig veraltete Technik: „Das haben die Menschen in der Steinzeit schon gemacht.“ Weitere 15 Prozent kämen aus brennenden Regenwäldern. „Abgesehen von allen anderen Folgen sind dadurch über 1000 Säugetier-Arten vom Aussterben bedroht, aber das interessiert niemanden mehr“, sagte Latif fast resigniert.
CO2 sei „nicht des Teufels“, machte der Wissenschaftler deutlich: „Die Pflanzen brauchen es, ohne CO2 wäre die Erde bitter kalt und es gäbe kein Leben.“ Es komme nur „auf die Dosis“ an. Zwar habe es immer Schwankungen gegeben, aber heute liege die Konzentration „so hoch wie seit Jahrmillionen nicht mehr“. Die Folge: Seit 1950 ist jedes Jahrzehnt wärmer als das vorherige gewesen, das Eis an den Polen „schmilzt mit atemberaubender Geschwindigkeit“, die Erderwärmung „ist einfach nicht mehr zu leugnen und nicht mehr zu stoppen“, fasste Mojib Latif zusammen: „Wir können höchstens noch beeinflussen, wie stark sie wird.“