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Stellungnahme zur Abstimmung Organspende im Bundestag

15.01.2020

Ich möchte (wie die meisten Menschen wohl auch), dass mehr Organe für Kranke zur Verfügung stehen, die darauf warten.

Tatsächlich gibt es in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern weniger Organentnahmen für eine Transplantation. Nach vielen Diskussionen und Anhörungen ist für mich deutlich geworden, dass das Kernproblem darin besteht, dass das bereits existierende Potenzial für Spenderorgane in Deutschland viel zu schlecht genutzt wird (selbst in Deutschland gibt es bei gleicher Regelung deutliche regionale Unterschiede bei den Entnahmen). Um das zu verändern, gibt es bereits erste Maßnahmen (Änderung des Transplantationsgesetzes in 2019). Dennoch wird viel Hoffnung in die Einführung einer Widerspruchslösung gesetzt, die es in anderen Ländern gibt. Diese würde bedeuten, dass bei jedem, der zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widerspricht, Organspender sein zu wollen, angenommen wird, mit einer Organentnahme einverstanden zu sein.

Ich halte diesen Weg für falsch. Es widerspricht nicht nur unserem Rechtssystem, von einem Menschen ein Einverständnis anzunehmen, nur weil er nicht ausdrücklich widersprochen hat (selbst dem Abschluss eines Zeitungsabos muss man ausdrücklich zustimmen!). Ich halte die Widerspruchslösung sogar für kontraproduktiv. Zentrale Voraussetzung für die Bereitschaft von Menschen zur Organspende ist das Vertrauen in das Verfahren von Hirntodfeststellung, Entnahme usw. und ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Patienten und vor allem den Angehörigen.

Ich sehe die Gefahr, dass genau dieses (nach Skandalen glücklicherweise wieder ansteigende) Vertrauen wieder gestört wird, wenn der erste Fall bekannt wird, beim dem der Widerspruch eines Menschen bei der Organentnahme fälschlicherweise angenommen wurde. Dann wird aus Hoffnung ein Rückschlag.

Auch wenn es anstrengender ist, halte ich es für langfristig erfolgreicher, dieses Vertrauen zu vertiefen und Menschen zu überzeugen statt ihre Nachlässigkeit auszunutzen und einen fehlenden Widerspruch als Zustimmung zu werten. Ich habe deshalb – wie das meine Aufgabe als Abgeordneter ist – nach reiflicher Überlegung und Abwägung Position bezogen und unterstütze die Entscheidungslösung von Baerbock, Mattheis u.a., die Menschen besser dabei unterstützen will, der Bereitschaft zur Organspende zuzustimmen.

Weitere Informationen zur Organspende-Debatte gibt es auf der Webseite des Deutschen Bundestages. Hier können auch die drei Vorlagen heruntergeladen werden. 

Die Schwerpunkte meiner Arbeit: