Tschernobyl ist überall – Röspel dankt Ehrenamtlichen
30 Jahre Tschernobyl, fünf Jahre Fukushima – „das darf sich nicht wiederholen“, mahnen Zeitzeugen, die selbst aus nächster Nähe erfahren haben, dass solche Katastrophen nie zu Ende gehen, in mehreren Hagener Schulen und im Reichenbachgymnasium Ennepetal. „Warum betrifft uns Tschernobyl auch heute noch?“, fragt Liudmila, die gerade zwei Jahre alt war, als der nur 30 Kilometer von ihrem Wohnort entfernte Reaktor in Tschernobyl explodierte. Ihre Heimat wird sie nie wieder besuchen können, die ist auf Jahrtausende radioaktiv verseucht. Zoya berichtete, wie sie als Krankenschwester dabei half, die Menschen viel zu spät aus der verseuchten Region zu evakuieren, ohne über die Gefahren der Radioaktivität informiert zu sein: „Von acht Fahrern und acht Schwestern leben heute nur noch drei.“
Liudmila ist heute Lehrerin. Mit sechs Jahren kam sie ins Sanatorium, weil sie ganz schlimme Probleme mit den Nieren hatte. Mit 18 sagte man ihr, sie können keine Kinder kriegen. An der Uni lernte sie eine Gruppe „Tschernobyl-Kinder“ kennen, die alle an Krebs erkrankt waren. Ihr Schulfreund ist mit 18 Jahren gestorben, ihre Freundin hat ein krankes Kind geboren, berichtet Liudmila: „Tschernobyl ist überall“.
Erst nach sechs Jahren wurde in Minsk (heute Hauptstadt von Weißrussland) ein neuer Stadtteil für die 10 000 umgesiedelten Menschen gebaut, „aber dort waren wir Aussätzige“, berichtet eine Frau. Der letzte Wunsch ihrer Mutter sei gewesen, „in der Heimat“ beigesetzt zu werden, „aber ihr Enkel darf das Grab seiner Oma nicht besuchen.“
Der Dank der Zeitzeugen gilt allen Institutionen, die den Opfern der Katastrophe geholfen haben und immer noch helfen, und den vielen Gasteltern in Deutschland, die den Tschernobyl-Kindern „unschätzbare Wochen der Erholung und des normalen Lebens" geboten haben.
Der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete René Röspel, der schon seit Jahren Kontakt zu Zeitzeugen und Tschernobyl-Initiativen hat, lud sie nach Berlin zu einer Veranstaltung der SPD-Bundestagsfraktion zur Erinnerung an Tschernobyl ein und überreichte eine Spende von 1000 Euro an den Mitorganisator Martin Bradenbrink vom BDKJ Hagen. „Damit möchte ich ein kleines Dankeschön aussprechen an die Zeitzeugen und die vielen Menschen aus Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis, die seit Jahren mit großer Hilfsbereitschaft und meistens auf eigene Kosten unschätzbare Hilfe für Kinder und in den betroffenen Regionen vor Ort leisten.“ Röspel hatte 2014 im Bundestag gegen die Diäten-Erhöhung von 830 Euro pro Monat gestimmt und sich dann entschieden, den Großteil dieser Erhöhung an soziale Einrichtungen zu spenden. Aus diesem „Topf“ stammt das Geld für die Tschernobyl-Gruppe.