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Hilfe vor Ort statt Altkleider-Spenden

30.04.2015

Der Konflikt mit dem sogenannten „Islamischen Staat“ wird wohl noch ein Jahrzehnt dauern. Damit rechnet der Bochumer SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel, der auf Einladung der beiden SPD-Landtagsabgeordneten Wolfgang Jörg und Hubertus Kramer sowie des heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten René Röspel im „Alten Stadtbad“ in Haspe über die Lage im Nordirak und Syrien, die Situation der Flüchtlinge in der Region und sein Projekt „Flüchtlingsdorf Ruhrgebiet/NRW im Nordirak“ berichtete. Serdar Yüksel hatte sich im März ein Bild der verheerenden Lage vor Ort gemacht, mehrere Flüchtlingscamps besucht, mit Flüchtlingen, Geistlichen und Politikern gesprochen und einen Frontabschnitt bei Mossul besucht. Sein spannender Reisebericht liefert Eindrücke von der schwierigen humanitären und militärischen Lage in den autonomen irakischen Kurdengebieten, in denen der Kampf gegen die IS-Truppen tobt.

René Röspel erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass die rot-grüne Bundesregierung mit Kanzler Schröder seinerzeit die Beteiligung deutscher Soldaten am Irak-Krieg abgelehnt hatte. „Wäre Frau Merkel damals schon Kanzlerin gewesen, wären auch unsere Soldaten in den Irak gezogen“, ist Röspel sicher: „Der Krieg war falsch, die Folgen spüren die Menschen in der ganzen Region noch heute.“ Die Bundesrepublik habe Verantwortung für die Flüchtlinge und dürfe die Städte nicht allein mit den Problemen lassen.
Deutschland hat seit Juni 2014 über 100 Millionen Euro für humanitäre Hilfe bereit gestellt. Deswegen und weil sie mit Waffen der Bundeswehr versorgt wurden, seien die Kurden sehr dankbar und sehr bemüht, rechtsstaatliche Standards in ihren Gebieten einzuhalten, berichtete Serdar Yüksel: „Die Hilfe würde sofort eingestellt, wenn die Kurden genau so totalitär vorgingen wie der IS.“
In den Flüchtlingslagern, die der Abgeordnete besuchte, leben 2,3 Millionen Menschen, teilweise schon seit 1992, als einer der Golfkriege tobte. 5000 Kinder in diesen Lagern haben keine Eltern mehr. Kurdistan mit seinen fünf Millionen Einwohnern ist damit völlig überfordert, rechnete Yüksel vor: „Das ist so, als wenn Deutschland 37 Millionen Flüchtlinge aufnehmen müsste.“ Eine „legale“ Möglichkeit, aus den Kriegsgebieten nach Europa zu kommen, gibt es nicht. Auch deshalb sterben Tausende auf der Flucht über das Mittelmeer. Deshalb sei Hilfe vor Ort dringend erforderlich. „Charity-Tourismus“ und Altkleider im LKW dorthin zu schicken, sei aber „nicht hilfreich“, sagte Yüksel mit Blick auf eine entsprechende Aktion der Hagener CDU-Bundestagsabgeordneten.
Spendenübergabe für das FlüchtlingsdorfIm Dezember 2014 hat Serdar Yüksel gemeinsam mit der Caritas Flüchtlingshilfe Essen die Initiative „Flüchtlingsdorf Ruhrgebiet“ ins Leben gerufen, die sich auch dank prominenter Unterstützung so rasant entwickelt hat, dass sie inzwischen auf ganz NRW ausgedehnt wurde. Ziel ist es, ein Flüchtlingsdorf aus Container-Unterkünften in der Region Dohuk zu errichten. Die Caritas übernimmt die Organisation und Realisierung. Die wärmeisolierten Container bieten je zwei Familien Schutz, werden direkt im Nordirak hergestellt und sollen vor allem Familien mit Kindern zur Verfügung gestellt werden. „Ein Container kostet dort 5000 Euro, hier würde die Herstellung 25000 Euro kosten zuzüglich Transport“, rechnet Serdar Yüksel vor. Die ersten 200 000 Euro hat die Initiative bereits zusammen.
Spenden sind möglich auf das Konto IBAN DE75 3606 0295 0000 0144 00 mit dem Stichwort „Flüchtlingsdorf Ruhrgebiet“. Das Geld kommt zu 100 Prozent der Initiative zugute“, versichert Serdar Yüksel.

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