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100 Prozent Erneuerbare bis 2050 möglich

19.07.2013
Der Präsident des Umweltbundesamtes Jochen Flasbarth (sprach) sprach auf Einladung des heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten René Röspel in der Villa Post.
Der Präsident des Umweltbundesamtes Jochen Flasbarth (sprach) sprach auf Einladung des heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten René Röspel in der Villa Post.

Der Ausstieg aus der Atomkraft in Deutschland ist nicht mehr rückgängig zu machen. Davon zeigte sich der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA) Jochen Flasbarth bei seinem Vortrag in der „Villa Post“ überzeugt: „Atomkraft hat die Gesellschaft tief gespalten. Das war mit dem Ausstiegsbeschluss 2011 beendet.“ Flasbarth sprach auf Einladung des heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten René Röspel in dessen Reihe „Energie – Klima – Umwelt“, in der seit 2011 zahlreiche Experten nach Hagen gekommen sind.

Der Ausstieg habe auch im Umweltbundesamt zu einer echten Aufbruchstimmung geführt, inzwischen sei aber Ernüchterung eingetreten, sagte Flasbarth: „Das liegt auch an der ständigen Nörgelei.“ Trotzdem zeigte er sich überzeugt, dass Deutschland auf einem guten, aber auch beschwerlichen Weg sei: „Das hat vor uns noch keiner gemacht.“
Zwar bedeute Energiewende viel mehr als nur Erneuerbare Energien, trotzdem wolle er den Strom bei seinem Vortrag in den Fokus rücken, „weil unsere Zukunft elektrisch ist.“ Und die sei nur sicher, wenn man sich auf heimische Energiequellen stütze, also vor allem Sonne und Wind. Bei fast allen anderen Rohstoffen sei man erheblich importabhängig, machte Flasbarth an wenigen Zahlen deutlich: Uran wird zu 100 Prozent importiert, Öl zu 98 Prozent, Gas zu 86 Prozent und Kohle zu 72 Prozent. Nur die Braunkohle stamme vollständig aus Deutschland, sei aber die klimaschädlichste Energiequelle überhaupt.
Dass Solar- oder Windstrom teurer als konventionelle Rohstoffe seien, stimme auch nicht, rechnete der UBA-Präsident vor: „Wenn Kohle und Atom alle gesellschaftlichen Kosten selbst bezahlen müssten, wären Erneuerbare Energien schon heute deutlich billiger.“ Außerdem seien Solaranlagen von 2006 bis heute um 66 Prozent billiger geworden. Dass chinesische Firmen mit Dumping-Angeboten die Existenz deutscher Solar-Firmen gefährde, wollte Flasbarth nicht so stehen lassen: „Wir kaufen nicht nur billig in China, wird sind auch wichtiger Zulieferer für chinesische Hersteller.“
Deutschland sei inzwischen sogar „Treibriemen für Entwicklungs- und Schwellen-Länder“, denen es mit Solaranlagen erstmals möglich sei, Strom kostengünstig und schnell in die entlegensten Dörfer zu bringen.
Das UBA hat in einer Studie berechnet, dass es bis 2050 möglich ist, den Ausstoß von Treibhausgas um 80 bis 95 Prozent zu senken. Dies sei ein Durchschnittswert, der nicht von allen Bereichen, zum Beispiel der Landwirtschaft zu erreichen sei. Um den Durchschnitt dennoch zu erreichen, müsste andere Bereiche vollkommen emissionsfrei werden, forderte Flasbarth: „Deshalb brauchen wir 100 Prozent Erneuerbare Energien.“
Nicht nur die Produktion, sondern auch „intelligente Verteilung und Verbrauch“ seien nötig. Das gelte genauso für Haushalte wie für Industrieunternehmen. Sowohl die Waschmaschine als auch der stromintensive Produktionsprozess sollten dann laufen, wenn der gesamte Stromverbrauch niedrig ist. Außerdem, so Flasbarth, sei die intelligente Verteilung über das Stromnetz weitaus billiger und weitaus schneller zu verwirklichen als der Bau neuer Speichertechnologien.
Das größte Potential auf dem Weg zur „elektrischen Gesellschaft“ bestehe allerdings darin, Strom in Gas oder sogar flüssigen Treibstoff umzuwandeln, sagte Flasbarth: „Es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass schon in naher Zukunft Flugzeuge mit solch umweltverträglichem Kraftstoff fliegen.“

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