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Lieber ein warmes Essen für die Kinder als Geld für die Eltern

04.12.2012
Zum Fachgespräch mit den AWO-Experten über das Betreuungsgeld trafen sich die beiden SPD-Bundestagsabgeordneten (vorn von links) René Röspel und Christel Humme sowie die SPD-Landtagsabgeordneten Hubertus Kramer (vorn rechts) und Prof. Rainer Bovermann (ni
Zum Fachgespräch mit den AWO-Experten über das Betreuungsgeld trafen sich die beiden SPD-Bundestagsabgeordneten (vorn von links) René Röspel und Christel Humme sowie die SPD-Landtagsabgeordneten Hubertus Kramer (vorn rechts) und Prof. Rainer Bovermann (ni

Isabella Hoßdorf, Leiterin der AWO-Kindertageseinrichtung Oelkinghauser Straße in Schwelm, brachte es auf den Punkt: „Es wäre besser, jedem Kind täglich einen Liter Milch und ein warmes Essen zu geben statt den Eltern Geld.“ Und tatsächlich, keiner der Expertinnen und Experten, die sich in der Aula der AWO EN zum Fachgespräch getroffen hatten, fand auch nur ein einziges gutes Wort für das Betreuungsgeld, das die schwarz-gelbe Mehrheit im Bundestag im November beschlossen hatte. Wem die 100, später 150 Euro nutzen, machte Heike Wallis-van der Heide, Leiterin des Intregrationskindergarten Asbeck, deutlich: „Wer auf zwei Einkommen für die Familie angewiesen ist, kann das Betreuungsgeld nicht in Anspruch nehmen. Hartz-IV-Empfänger bekommen es nicht. Bleiben also nur noch die, die das Geld gar nicht nötig haben, aber gern mitnehmen und sich eine private Betreuung leisten.“

Das sah auch der AWO-Kreisvorsitzende und SPD-Bundestagsabgeordnete René Röspel so: „Das Betreuungsgeld nutzt nur denen, die es nicht brauchen, und schadet denen, die es nutzen.“ Die SPD-Bundestagsabgeordnete Christel Humme meinte, dafür würden „1,5 Milliarden pro Jahr verschwendet, die den Kindertageseinrichtungen fehlen, um die U-3-Betreuung auszubauen.“
Dass das Betreuungsgeld überhaupt in Anspruch genommen wird, sei gar nicht sicher, wusste Ramona Coswig, die Leiterin des AWO-Familienzentrums Zamenhofweg in Schwelm, aus vielen Gesprächen mit „ihren“ Eltern: „Die wollen das nicht, sondern weiter im Beruf bleiben.“ Auch Anke Nagel von der AWO-Kindertageseinrichtung in Breckerfeld hat diese Erfahrung gemacht: „80 Prozent der Eltern dort sind Doppel-Verdiener, und die wollen ihre Kinder so früh wie möglich in die Betreuung bringen.“ Barbara Helberg-Gödde befürchtete, dass das Betreuungsgeld denjenigen Eltern „zusätzlich ein schlechtes Gewissen“ mache, die ihr Kind früh in die Betreuung geben. Deshalb solle man gerade die jungen Frauen ermuntern: „Mütter, geht arbeiten für Eure Rente und für unser Land!“ Alexandra Schlaak ergänzte: „Wenn alleinerziehende Frauen wegen der Kinderbetreuung zu Hause bleiben, gehen die auf ewig aus der Arbeit und werden noch mehr isoliert.“ Der Leiter des AWO-Familienzentrums Witten-Annen, Detlef Blasberg, rief deshalb dazu auf: „Wir müssen den Eltern immer wieder sagen, Ihr macht das richtig!“
AWO-Bereichsleiterin Ulla Wacker warnte vor den Folgen des Betreuungsgeldes: „Die Entwicklungs-Defizite besonders bei der Sprache werden immer größer, je später das Kind in die Einrichtung kommt.“
„Dieses Gesetz wirft uns in die Mitte des vorigen Jahrhunderts zurück“, fasste AWO-Geschäftsführer Jochen Winter zusammen. Ob es wirklich in Kraft tritt, stehe noch gar nicht fest, sagte Christel Humme. Sowohl die SPD-Bundestagsfraktion als auch die Stadt Hamburg würden wohl vor dem Bundesverfassungsgericht dagegen klagen.

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