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Jedes siebte Kind im Kreis ist arm

18.10.2011
Im Emmy-Kruppke-Seniorenzentrum diskutierten (von rechts) DGB-Regionalvorsitzender Michael Hermund, VdK-Vizepräsident Karl-Heinz Fries und der stellvertretende AWO-EN-Vorsitzende René Röspel über Altersarmut.
Im Emmy-Kruppke-Seniorenzentrum diskutierten (von rechts) DGB-Regionalvorsitzender Michael Hermund, VdK-Vizepräsident Karl-Heinz Fries und der stellvertretende AWO-EN-Vorsitzende René Röspel über Altersarmut.

„Wenn wir nicht kräftig gegensteuern, wird die Altersarmut erheblich zunehmen“, befürchtete der stellvertretende AWO-EN-Vorsitzende René Röspel bei einer Diskussionsrunde, zu der SPD, DGB und AWO gemeinsam in das Emmy-Kruppke-Seniorenzentrum in Welper eingeladen hatten. Zwar konnte der angekündigte NRW-Sozialminister Guntram Schneider nicht kommen – eine Sitzung im Landtag hatte länger gedauert als geplant, und danach stand der Minister im Stau –, aber trotzdem wurde es ein ebenso informativer wie spannender Abend, bei dem sich Röspel mit dem DGB-Regionalvorsitzenden Michael Hermund und VdK-Vizepräsident Karl-Heinz Fries unterhielt und mit den Besuchern diskutierte.

Zuvor hatte der SPD-Unterbezirksvorsitzende Dr. Dietmar Köster allen Bestrebungen, die Altersvorsorge immer mehr in eine private Absicherung zu wandeln, scharf widersprochen: „Die Menschen müssen sich wieder auf die gesetzliche Rente verlassen können.“ Inzwischen leben 2,4 Prozent der älteren Menschen von der Grundsicherung, die Rot-Grün zur Vermeidung verschämter Altersarmut im Jahr 2000 eingeführt hatte. Röspel wies aber auch darauf hin, dass im Ennepe-Ruhr-Kreis schon jedes siebte Kind als arm gilt. Karl-Heinz Fries erinnerte daran, dass beim VdK bereits seit zehn Jahren von Altersarmut gesprochen wird: „Damals sind wir noch auf viel Unverständnis gestoßen.“ Man habe seinerzeit bereits davor gewarnt, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird. Heute schüttele niemand mehr den Kopf, wenn man vor Armut im Alter warne. „Wir haben 20 Millionen Rentner, von denen leben vier Millionen an der Armutsgrenze“, zitierte Fries aus dem Statistischen Jahrbuch.
Michael Hermund berichtete, dass die Angst der Menschen in den Betrieben mit zunehmendem Alter steigt: „Wer nach 30 Berufsjahren arbeitslos wird, muss nach zwei Jahren zum Sozialamt gehen.“ Die Rentenversicherung sei „in den letzten 20 Jahren vor die Hunde gekommen.“ Außerdem bekämen schon heute 20 Prozent der Vollzeitbeschäftigten zu wenig Lohn, um davon leben zu können. „Diese Menschen werden im Alter arm sein“, warnte Hermund. Bundesweit gibt es 1,5 Millionen solcher „Aufstocker“, im Ennepe-Ruhr-Kreis seien es zwischen 1800 und 2500. Hinzu kommen 20 000 Minijober im Kreis. Für Hermund steht deshalb fest: „Ohne Mindestlohn geht es nicht!“ Dem stimmte auch Karl-Heinz Fries zu, der darauf hinwies, dass Altersarmut vor allem Frauen betrifft, die immer noch überwiegend für die Kindererziehung und für die Pflege älterer Familienangehöriger zuständig sind.
Doch wie kann man Altersarmut vorbeugen? Für Karl-Heinz Fries keine Frage: „Bei den Kindern Bildung, Bildung, Bildung!“ Von der Bundesregierung forderte er, von der geplanten Beitragssenkung in der Rentenversicherung Abstand zu nehmen: „Das bringt dem durchschnittlichen Arbeitnehmer 4,50 Euro im Monat. Dieses Geld sollte besser in Rentenbeiträge für Hartz-IV-Empfänger investiert werden, die die schwarz-gelbe Bundesregierung gestrichen hat.“

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