Forderungen von Marie Juchacz noch längst nicht umgesetzt
18. Februar 2009
Vor 90 Jahren hat zum ersten Mal überhaupt eine Frau eine Rede in einem demokratisch gewählten Parlament in Deutschland gehalten. Daran erinnert der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete René Röspel. Marie Juchacz, Abgeordnete der SPD, habe am 19. Februar 1919 gleich deutlich gemacht, dass das aktive und passive Wahlrecht für sie nur der erste Schritt sei, um Frauen mit „angestrengtester und zielbewusstester Arbeit im staatsrechtlichen und wirtschaftlichen Leben zu der Stellung zu verhelfen, die ihnen zukommt.“ Marie Juchacz, die im selben Jahr auch die AWO gründete, habe zeitlebens für dieses Ziel gearbeitet.
Allerdings, so räumt Röspel ein, seien auch heute noch längst nicht alle Forderungen nach wirklicher Gleichberechtigung erfüllt. Zwar sei der Frauenanteil in den Parlamenten im Vergleich zu 1919 deutlich gestiegen. Ausgerechnet die Führungsetagen der deutschen Wirtschaft aber seien „der am besten ausgebildeten Frauengeneration, die unser Land je hatte“, weitgehend versperrt. In den Vorständen der 30 DAX-Unternehmen finden sich gerade einmal zwei Frauen. „Die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen sind in Deutschland im EU-Vergleich besonders hoch“, ergänzt René Röspel: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, mehr Frauen in die Führungsetagen von Wirtschaft, Verwaltung, Forschung und Lehre sowie ein Mindestanteil von Frauen in Aufsichtsräten sind die Aufgaben, die wir Sozialdemokraten uns für die nächste Wahlperiode vorgenommen haben. Die freiwillige Vereinbarung zwischen Bundesregierung und Wirtschaft habe noch nicht einmal in Ansätzen gewirkt. Deshalb sei eine gesetzliche Regelung nötig, so Röspel, „damit Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes jetzt endlich umgesetzt wird.“