Ehemalige „kulturweit"-Freiwillige berichten René Röspel über internationale Bildungsprojekte
Bewerbungsfrist für 2019 läuft bis Mai
Jedes Jahr bietet das internationale Freiwilligenprogramm „kulturweit" rund 450 jungen Leuten die Möglichkeit, sich in Kultur- und Bildungseinrichtungen weltweit zu engagieren in 70 Schwellen- und Entwicklungsländern Afrikas, Asiens, Südamerikas, Osteuropas und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Freiwillige werden für sechs oder zwölf Monate bei kulturweit-Partnerorganisationen aktiv, zum Beispiel an einem Goethe-Institut, beim Deutschen Akademischen Austausch-Dienst (DAAD) oder an einer Europaschule. Der heimische Bundestagsabgeordnete René Röspel (SPD) hatte jetzt Gelegenheit, sich mit drei ehemaligen Freiwilligen aus Hagen und Umgebung über ihre Kultur- und Bildungsprojekte im Ausland zu unterhalten.
Lisa Lücking arbeitet heute nach ihrem Mathe- und Physikstudium als Lehrerin an einem Hagener Gymnasium. Ihren Freiwilligendienst verbrachte sie an einer Schule im Petrozavodsk – „irgendwo zwischen St. Petersburg und der finnischen Grenze". Sie betont, wie die Zeit im Ausland ihre Sichtweise verändert hat für deutsche Probleme und Befindlichkeiten: Zum Beispiel für den Umgang mit Integration und Multikulturalität, für das Bild der Deutschen im Ausland und für die eigene berufliche Position – verglichen etwa mit dem bescheidenen Einkommen und Lebensstandard einer Lehrerin in Russland.
Für die Umsetzung des „kulturweit"-Austauschs ist die deutsche UNESCO-Kommission verantwortlich. Finanziert wird das Programm vom Auswärtigen Amt, das dafür etwa fünf Millionen Euro pro Jahr aufwendet. Dieses Geld kommt zum Teil den Freiwilligen direkt zugute: Da „kulturweit" rechtlich als Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Ausland gilt, erhalten Teilnehmerinnen nicht nur insgesamt 350 € monatlich an Taschengeld, Kost und Logis, sondern sind auch gesetzlich sozialversichert.
Ann-Kathrin Heck war nach ihrem Abitur am Ennepetaler Reichenbach-Gymnasium in der kroatischen Hauptstadt Zagreb ein halbes Jahr lang als Praktikantin an einem Gymnasium und „zum ersten Mal von zu Hause weg": Schnell lernte sie, sich zu präsentieren, Selbstbewusstsein zu entwickeln und eine Perspektive für ihre berufliche Zukunft zu finden: Seit ihrer Rückkehr nach Deutschland studiert sie an der Bergischen Universität in Wuppertal für das Lehramt. Bilingualer Unterricht, in Deutschland noch längst nicht die Regel, sei in Kroatien eine Selbstverständlichkeit, Englisch werde mit viel größerer Sicherheit und Leichtigkeit beherrscht als in Deutschland, sagt sie.
Die politische Komponente spielt bei „kulturweit" eine große Rolle: Anders als viele Projekte in Entwicklungsländern zielt es nicht darauf ab, besonders benachteiligte Bevölkerungsschichten zu erreichen. Als erklärter Teil der deutschen Außenpolitik soll „kulturweit" für eine verstärkte Sichtbarkeit der deutschen Einrichtungen der deutschen Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik sorgen. René Röspel freut sich, dass die Förderung des Programms auch den Weg in den Koalitionsvertrag der „Groko" gefunden hat: „Die Mittel für kulturelle Bildung im Kinder- und Jugendplan des Bundes, für das Freiwillige Soziale Jahr Kultur, den Bundes- und den internationalen Freiwilligendienst kulturweit wollen wir verstärken."
Bernd Bellmann aus Hagen war 2012/2013 ein halbes Jahr lang kulturweit-Freiwilliger am DAAD-Informationszentrum Buenos Aires. Der studierte Betriebswirtschaftler nutzte den Freiwilligendienst als Sprungbrett zu beruflichen Karrieresprüngen in Argentinien, Spanien und Mexiko. Ihm öffnete „kulturweit" über die berufliche Perspektive einen Einblick in das große Ganze: gesellschaftlich, kulturell und bildungspolitisch: Das Programm habe ihm „in jedem Aspekt seines Lebens einen gigantischen Impuls zum Besseren" verliehen.
Hintergrund:
„kulturweit" richtet sich an junge Freiwillige mit Abitur oder Berufsausbildung bis 26 Jahre. Die aktuelle Bewerbungsphase für einen Freiwilligendienst ab 1. März 2019 läuft bis 2. Mai 2018. Bewerbungsunterlagen finden sich unter www.kulturweit.de