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Menschenrechte in China: Sport hat politische Macht überschätzt

06.08.2008

6. August 2008

Ennepe-Ruhr/Hagen. Menschenrechte sind unteilbar. Darüber waren sich Gastgeber und Gäste aus Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis bei der Diskussion über „die Menschenrechtslage vor den Olympischen Spielen in Peking“ im Hagener Kegel-Casino einig. Doch ob und wie man auf die Entwicklung in China Einfluss nehmen kann, wurde bei der „Fraktion vor Ort“-Veranstaltung, zu der die beiden heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten Christel Humme und René Röspel eingeladen hatten, recht unterschiedlich gesehen. „China scheint sich mit unserem Gedanken von Freiheit nicht anfreunden zu können“, fasste die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Christel Humme zusammen.
Ein „großes Fest des Friedens und der Verständigung“ wünschte sich der menschenrechtspolitische Sprecher der SPD- Bundestagsfraktion, Christoph Strässer: „Ich hoffe, davon gehen Impulse für die Menschen in China aus.“ Schon 2001, als die Spiele nach Peking vergeben wurden, habe es heftige Kritik gegeben. Aber die Chinesen selbst hätten das als „Riesenchance für die Umsetzung der Menschenrechte“ bezeichnet. Kritik übte er am IOC: „Wenn es Absprachen gab, ist auch die Sportorganisation für deren Einhaltung verantwortlich.“ Die beschwichtigenden Äußerungen von IOC-Chef Rogge und dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) Bach seien jedenfalls „unerträglich“. Einen Boykott der Olympischen Spiele lehnt der bekennende „Bildschirm-Sportler“ aber ab.
Strässer warnte vor schwarz-weiß-Malerei und zeigte an vielen Beispielen die kleinen Menschenrechts-Fortschritte seit der Kulturrevolution vor 30 Jahren auf. Das reiche bei weitem nicht aus. Er hoffe jedoch, dass die Entwicklung nach den Olympischen Spielen weitergehe.
Dirk Mays, Vorsitzender der Sportjugend Nordrhein-Westfalen und Vizepräsident des Landessportbundes, beantwortete die Frage, ob es richtig war, dass seine Organisation 120 Jugendliche in ein Olympisches Jugendlager nach Peking geschickt hat, mit einem klaren ja. Die jungen Menschen seien sehr gut auf ihre Reise nach China vorbereitet worden und wüssten sehr wohl, dass zum Beispiel ihr ganz selbstverständliches Recht, die eigene Meinung zu sagen, in Peking und vor allem für Chinesen sehr gefährlich sein könne.
Die Frage, ob der Sport nach den Unruhen in Tibet im April einen Boykott hätte beschließen sollen, beantwortete Mays mit einem ebenso deutlichen nein. Es könne von Sportlern nicht verlangt werden, ein Zeichen zu setzen, zu dem sich Politik und Wirtschaft nicht getraut hätten. Außerdem sei alles bereits 2001 bekannt gewesen: „Dann hätten wir die Spiele erst gar nicht nach Peking vergeben dürfen.“
„Sehr verstimmt“ sei er über DOSB-Präsident Bach und Geschäftsführer Vesper, sagte Mays: „Von denen hätte ich mir mehr Rückgrat gewünscht.“ Vielleicht habe der Sport seine Möglichkeiten, auf China einzuwirken, auch einfach überschätzt: „Wirtschaftlich sind wir sehr mächtig, aber politisch nicht.“

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